Kultivierung

Mesembs-Kultivierung

Das Hauptverbreitungsgebiet der Mesembs liegt in Südafrika und Namibia und dort insbesondere im Winterregengebiet entlang der Westküste. Sehr viele Mesembs (z.B. alle Conophyten, Argyroderma, Cheiridopsis) sind daher an Regenfälle während der Winterzeit angepasst und gehören somit zu den Kurztagspflanzen. Sie haben ihre Vegetationszeit auch auf der nördlichen Halbkugel während deutlich kürzer werdenden Tageslängen und somit im Herbst.

Licht

Langtagspflanzen (z.B. Lithops, Faucaria, Glottiphyllum) haben dagegen zusätzlich eine kurze Vegetationszeit im Frühjahr. Wie fast alle Sukkulenten benötigen auch Mesembs ganzjährig hohe Lichtintensitäten und sollten daher niemals durch Überbauten an direktem Lichteinfall gehindert werden. Im Gegensatz zur Natur sind aber in Kultur (in Westeuropa) Verbrennungen leicht möglich, da während der Winterzeit zu wenig Licht zur Verfügung steht und heiße Sonnentage besonders im Frühjahr zu hohen Verlusten führen können, da die Pflanzen zu wenig Schutzpigmente ausbilden. Schattierung ist daher sehr wichtig, aber nur während der Stunden, an denen es auch nötig ist. Gute Durchlüftung und reichlich nährstoffhaltiges Wasser vermindern die Verbrennungsgefahr.

Wasser

In der Natur kommen Mesembs an Standorten vor, an denen Niederschlagsmengen von > 2000 bis nahe null l/m² gemessen werden. Sehr viele Mesembs, besonders in den sehr trockenen Gebieten sind daher an fast tägliche Wasserzufuhr durch Nebel angepasst. Diese geringen Wassermengen können die Pflanzen durch ihre sehr feinen, bodennahen Wurzeln aufnehmen. Tägliches sprühen, wie es viele Pflanzenfreunde machen, hat aber insbesondere im Sommer nur dann Sinn, wenn die Feuchtigkeitszufuhr vor Sonnenaufgang erfolgt, damit die Pflanze das Wasser über mehrere Stunden hinweg aufnehmen kann. Wer also nicht so gerne um 3 Uhr aufsteht, sollte lieber gießen, und dies regelmäßig. Hält man Kurztagspflanzen während der Sommerruhe völlig trocken, sind die Ausfälle sehr hoch, bei mehrmals wöchentlichem Gießen jedoch zu vernachlässigen.

Das Gießwasser sollte kalkfrei sein und immer die Temperatur des Substrats aufweisen. An einem heißen Sommerabend sollte daher auch das Gießwasser wenigstens 25°C warm sein. Gießen sollte man überwiegend von oben und mehrmals jährlich so stark, dass wenigstens 50% Überschuss nach unten aus den Gefäßen läuft. Anderenfalls reichern sich Giftstoffe und Salze an, was auch ein wichtiger Grund für das meist katastrophale Aussehen von Anstaubeständen ist.

Nährstoffe

Wie alle Pflanzen benötigen auch Mesembs Nährstoffe und Spurenelemente entsprechend der Liebig'schen Regel. Es müssen daher alle diese Element in der erforderlichen Menge nicht nur vorhanden sein, sondern pflanzenverfügbar vorliegen. Bewährt hat sich eine einmalige Zugabe eines Spurenelementkonzentrats zum Substrat beim Umtopfen und eine Nährstoffzufuhr über einen stickstoffbetonten Flüssigblattdünger, wie er auch im intensiven Gemüsebau Anwendung findet. Optimal sind regelmäßige Applikationen bei geringer Konzentration mit dem Ziel der Vermeidung von Wachstumsschwankungen.

Als Substrat eignen sich stark dränierende, porenhaltige Gesteine im Korngrößenbereich zwischen 1 und 4 mm. Staubfeine Anteile, insbesondere Lehm, sind tödlich, was auch uneingeschränkt für alle Kakteen gilt. Wir verwenden nur noch Bims. Achten sie auf den pH-Wert je nach Herkunft des Materials. Optimal ist 6 - 7, niemals > 7.

Schädlinge

Unbedingt sollte auf absolute Schädlingsfreiheit geachtete werden. Bei jedwedem Befall, auch wenn es nur eine Pflanze ist, muss die gesamte Sammlung mit hochwirksamen Pestiziden entseucht werden. Man kann diese unschöne Maßnahme aber auf ein Minimum reduzieren, wenn man aufpasst und gegen gängige Schädlinge (z.B. Wurzelläuse) vorbeugend behandelt.

Mit dem Wirkstoff Imidacloprid in Confidor oder Lizetan steht uns heute ein Mittel mit noch nie da gewesener Wirksamkeit zur Verfügung, mit dem sich nicht nur die Behandlungskosten auf ca. 10% der bisherigen reduzieren lassen, sondern auch schädlingsfreie Bestände mit nur zwei Behandlungen pro Jahr verwirklichen lassen. Eine Wirksamkeit gegen Spinnmilben ist nicht gegeben, aber die hat man sowieso nicht, wenn man ausnahmslos mit kräftigem Wasserstrahl von oben gießt.

Lithops-Aussaat

Substrat

Wir verwenden ausschließlich Bims, aber Sie können auch ein anderes mineralisches Substrat verwenden. Humusanteile sollten vermieden werden. Im feuchten Humus wachsen Pilze und Fäulnisbakterien recht gut. Bei längerer Trockenheit (in der Ruhezeit) zieht sich Humus (Torf, Geranienerde, Aussaaterde) stark zusammen.
Mit Bims haben wir die besten Ergebnisse erhalten. Nährstoffe sind bereits enthalten. Die Korngröße sollte bei 1 – 4 mm liegen. Bei zu feinen Substraten (z.B. Quarzsand) bekommen die Sämlinge ihre Wurzeln nicht in die Zwischenräume des Substrats, fallen um und kriechen, richten sich auf, fallen um usw. (Anm.: Seramis ist ähnlich porös wie Bims.)

Saatgefäß

Für die Aussaat im Herbst verwenden wir Gefäße von 7 cm Tiefe. Lithops machen als junge Sämlinge eine 5 – 10 cm lange Pfahlwurzel. Beim ersten Pickieren (nach 2 bis 3 Jahren) schneiden Sie diese auf einen Rest von 1 – 2 cm ab und lassen die Wurzelenden einige Tage an der Luft abtrocknen.

Keimtemperatur

Nötig ist eine konstante Temperatur (Tag und Nacht) die bei 15°C liegen sollte. Wenn es kühler ist, keimt es nur langsamer, wenn es wärmer ist (über 20°C), keimt fast nichts. Bei wechselnden Temperaturen keimt es sehr unregelmäßig. (Zu frischer Samen keimt auch unregelmäßig.)

Säen

Den staubfeinen Samen auf das Substrat streuen, Samen nicht bedecken. Die Samen fallen von selber etwas in das feuchte Substrat hinein, wenn es grob genug ist (1 – 4 mm Korngröße ohne Feinbestandteile). Substrat vorher sterilisieren (erhitzen), Samen nicht behandeln. Saatgefäß mit Folie luftdicht abschließen.

Das Substrat muss vor dem Säen vollständig mit Wasser getränkt sein. Nach dem Säen sprühen Sie die Samen noch kräftig ein und decken alles gut mit Folie ab. Das Substrat sollte in der Keimzeit nicht oberflächlich austrocknen. Nach der Keimung (ca. 2 – 3 Wochen) wieder öffnen und mindestens dreimal täglich sprühen. Sämlinge sollten in den ersten Wochen niemals abtrocknen.

Licht

Direktes Sonnenlicht unbedingt vor der Keimung vermeiden (schattiges Fenster ist optimal), danach sehr langsam an das Licht gewöhnen. Lithops sollten nach der dunklen Jahreszeit auch sehr langsam an direkte Sonne gewöhnt werden!

Ruhezeit

Lithops-Sämlinge sollten nach einem Jahr noch keine lange Ruhezeit bekommen, da der gespeicherte Wasservorrat gering ist. Im zweiten Jahr kann von Dezember bis ca. April das Gießen eingestellt werden, bis das alte Blatt ersetzt (recycelt) wurde. Die Temperatur sollte bei ungefähr 8°C liegen. An Licht sollte es nicht mangeln. Das neue Blatt wächst in Richtung des Lichteinfalls. Bei Lichtmangel werden die Pflanzen länglich. Nach der Ruhezeit ist das Substrat staubtrocken und ein guter Zeitpunkt zum Umtopfen, wenn notwendig.

Gießen

Sämlinge wollen anfangs mehr Wasser haben, die feuchte Erde sollte nicht austrocknen. Später (nach 2 Jahren) gießt man lieber zu wenig, als zu viel. Durstige Lithops zeigen seitlich Runzeln. Bei zu viel Wasser platzen die Loben (Köpfe) auf. Ohne Ruhezeit und zu viel Wasser, bleiben die alten Blätter vom Vorjahr (lange) erhalten.

Lithops optica, L. optica 'Rubra'

Lithops optica und 'Rubra' wachsen – im Gegensatz zu den meisten Lithops – bis weit in den Winter hinein. Blütezeit ca. Weihnachten. Sie benötigen daher im Winter Wasser.
Die Aussaat ist einfach, wie bei allen Lithops. Sterilisiertes Substrat (Backofen) wassergetränkt, Samen drauf, Samen nicht mit Substrat zudecken, Folie darüber und bei ca. 15 - 20°C konstanter Temperatur an einem schattigen Platz. Nach abgeschlossener Keimung aufdecken und wochenlang nass halten. Langsam an Licht gewöhnen.
Die meisten Lithops sterben durch zu viel Wasser, Lithops optica durch zu wenig! Optica mag es kühl, starken Wind (am Standort ist fast immer Sturm, nie über 20°C), ganzjährig pralle Sonne (dabei bis mittags dichter Nebel), deshalb sind die nicht einfach.